Münchenbernsdorf - Chronikauszüge

Münchenbernsdorf, das zur Pfarrei Weida gehörte, hat wohl bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges keine Rolle gespielt. Unter den 3000 Einwohnern gab es lediglich eine kinderreiche Familie, die aus Bayern kam und deren Ernährer auf dem Rittergut Arbeit fand. 1941, zu Beginn des Krieges, wurden Saarländer nach Mitteldeutschland evakuiert. Sie brachten ihren Seelsorger mit und durften in der evangelischen Kirche Gottesdienst halten.

Während des Krieges wurden dann die Rheinmetallwerke von Düsseldorf nach Münchenbernsdorf verlegt, so dass wieder eine Anzahl Katholiken in den Ort kam. Vom 14. Mai 1943 an hat Pfarrer Reinhardt vom kath. Pfarramt in Weida für 10 Kinder in Münchenbernsdorf den kath. Religionsunterricht in einer Privatwohnung gehalten.

Nach Beendigung des Krieges kehrten fast alle Rheinländer in ihre Heimat zurück und es setzte ein großer Zustrom von Heimatvertriebenen aus Schlesien, Ostpreußen und dem Sudetenland ein. Von Pfingsten 1945 an war an jedem 2. Sonntag in der evangelischen Kirche nachmittags eine hl. Messe, an der bis zu 350 Personen teilnahmen.

Anfang 1947 wurde in Münchenbernsdorf eine Seelsorgestelle eingerichtet. Mit den schlesischen Flüchtlingen kam auch Herr Pfarrer Dr. Paetzold, dem als Notwohnung ein möbliertes Zimmer zugewiesen wurde. Von da an war jeden Sonntagnachmittag eine hl. Messe in Münchenbernsdorf und am Sonntagvormittag einmal im Monat in den Orten Großebersdorf, Hundhaupten, Lindenkreuz und Neundorf. Zum Seelsorgesbezirk gehörten 18 Orte, in denen nun erstmals nach der Reformation wieder Katholiken sesshaft waren. Mit Herrn Pfarrer Dr. Paetzold begann Frl. Bachhuber aus Weida ihren Dienst als Seelsorgehelferin. 210 Kindern wurde wöchentlich an 9 Orten Religionsunterricht erteilt. Die ehemalige Schlosskapelle konnte von der kath. Gemeinde gemietet werden und wurde am 15. August geweiht. 1948 am Fronleichnamsfest fand zum ersten Mal nach der Reformation eine Sakramentsprozession statt, von der ev. Kirche zum Markt, wo ein Altar errichtet war. Anfang September 1948 übernahm Herr Kaplan Gundermann von Weida aus die seelsorgliche Betreuung der Gemeinde, da Herr Pfarrer Dr. Paetzold fluchtartig die Gemeinde verließ (verlassen musste).

Im Dezember 1948 kam dann Herr Pfr. Wolfen nach Münchenbernsdorf. Zuvor war er Pfarrer an der St. Hedwigs Kapelle in Essen Altenessen. Er hatte sich seinem Diözesanbischof für 1 Jahr zur Verfügung gestellt, als dieser auf die große Priesternot in Mitteldeutschland hinwies. Hier gab es ja auf weiten Flächen seit der Reformation weder kath. Kirchen noch Priester.

Das veranlasste sicher auch viele Heimatvertriebene, Umschau nach einem neuen Zuhause in anderen deutschen Landen zu halten. Die Zahl der Katholiken sank in der Seelsorgestelle auf 1350. Für die Gemeinde war es ein Segen, dass mit Herrn Pfarrer Leo Wolfen wieder ein Priester am Ort war. Er nahm sich sehr der Heimatvertriebenen an, teilte ihre Armut und tat alles, um mit ihnen gemeinsam in Münchenbernsdorf heimisch zu werden. Für die durch Krieg und Vertreibung geschwächten Kinder wurden auf einem Bauernhof in Markersdorf 3-wochige Erholungskuren durchgeführt, jeweils für 50 Kinder. 22, Kinder konnten (dank amerikanischer Lebensmittelspenden) für je 14 Tage in der Pfarrwohnung verköstigt werden. Viele Familien wurden durch Liebesgabensendungen aus der vorherigen Gemeinde des Pfarrers beschenkt.

Es war eine Zeit in der man sehr dankbar für kleinste Hilfen war und gerne teilte; wo man sich über jegliche Verbesserung freuen konnte. Die Sonntagsgottesdienste am Ort waren mit 230 Teilnehmern gut besucht, auch in der unbeheizten Schlosskapelle. Die Kapelle wurde ein Stück Heimat für die Heimatlosen. Es wurden Einkehrtage und Lichtbildvortrage gehalten. Für Gemeindefeste und Altentage wurden die Gasthaussäle im Waldschlösschen oder in der Gaststätte Reichspost gemietet.

Der örtlichen Behörde waren die Aktivitäten der kath. Gemeinde zuwider und man konterte, wo es nur ging. Das Schloss wurde im Mai 1955 wegen Einsturzgefahr gesperrt, obwohl der Kapellentrakt stabil war und nach Eingaben dann doch genutzt werden durfte. Die Fronleichnamsprozession im Schlossgelände blieb jedoch untersagt. Jahre später, 1957, durfte die Gemeinde die Schlosskapelle nicht mehr benutzen, und war gezwungen, Sonntag für Sonntag in die sehr kleine Kapelle nach Kleinbernsdorf zu pilgern.

Für die Werktagsgottesdienste wurde ein Zimmer in der Pfarrwohnung hergerichtet und an großen Festtagen erhielt man Gastrecht in der evangelischen Kirche in Münchenbernsdorf. Zur Fronleichnamsprozession fuhr man nach Weida in die Pfarrei und auch sonst standen Buswallfahrten nach Erfurt und Friedrichroda im Plan.

Doch eine Gemeinde braucht ein eigenes Gotteshaus. Pfarrer und Gemeinde versuchten immer wieder bei der Ortsbehörde vorstellig zu werden.

Es gab Möglichkeiten zum Kauf und Umbau von Immobilien. Manchmal war schon der Kaufvertrag vorbereitet und die Behörde lehnte ab: „JEDER KANN KAUFEN; NUR NICHT DIE KIRCHE“ war die Begründung.
Dann ein Lichtblick.

Kapelle vor dem Umbau

Endlich wurde der Kaufvertrag des schon 1955 erworbenen Baugrundstücks (1 Morgen Land) genehmigt. 40 Gemeindemitglieder gingen daran in 600 freiwilligen Arbeitsstunden einen Zufahrtsweg herzurichten und die Abwasserleitung zu legen, die Baugenehmigung aber wurde abgelehnt.

Fast 10 Jahre waren alle Bemühungen der Gemeinde um einen eigenen Gottesdienstraum erfolglos. 1966 gelang es dann, die Genehmigung zum Umbau einer Scheune in ein Pfarrhaus mit Gemeinderaum zu erhalten. Die Scheune konnte aber nur gepachtet werden und zum Umbau durfte kein Baugeschäft in Anspruch genommen werden. 3 Rentner arbeiteten im Juni 1966 ganztags und immer wieder wurden sie von Helfern aus der Gemeinde unterstützt.

Am Pfingstsonntag, 14. Mai 1967, fand der erste Gottesdienst in der Kapelle des neuen Pfarrhauses statt. Die Gemeinde hatte ihren eigenen Raum. Dazu war die Kapelle so angelegt, dass man den Altarraum abteilen konnte und so noch ein größerer Raum für Gemeindefeste oder relig. Kinderwochen nutzbar war.

Die Gemeinde hatte schließlich doch ein Gotteshaus. Am 22. Juni 1968, nachdem der Umbau der Scheune abgeschlossen war, konnte das Pfarrhaus mit Kapelle durch Herrn Weihbischof Hugo Aufderbeck im Rahmen eines Ökumenischen Wortgottesdienstes eingeweiht werden.

Neben den kath. und ev. Geistlichen des Seelsorgebezirkes waren auch 20 Vertreter der ev. Gemeinde eingeladen. In den Schulferien fanden nun regelmäßig für auswärtige Kinder im Pfarrhaus religiöse Kinderwochen statt.

Ab September 1968 übernahm Frau Ruth Brem (frühere Gemeindeschwester) den Religionsunterricht für das 1.-3. Schuljahr. 1976, am 24. Februar, konnte Herr Pfarrer Wolfen auf 50 gesegnete Priesterjahre zurückschauen. Das Fest wurde gemeinsam, dank der jahrelangen guten Zusammenarbeit, mit der ev. Gemeinde in der 900 Jahre alten ev. Kirche gefeiert.

Herr Bischof Aufderbeck hielt die Festpredigt und spendete auch 17 Kindern das Sakrament der Firmung. Ohne die still im Hintergrund tätige Frau Hedwig Martin (Flüchtling aus Schlesien) waren die vielen Kinderwochen, Konferenzen und Tagungen im Pfarrhaus nicht möglich gewesen. Nach 27 Jahren treuer Mitarbeit verstarb sie im Mai 1976 im Alter von 83 Jahren.

Später übernahm Frau Brem den Pfarrhaushalt. Im Oktober 1979 erlitt der Pfarrer einen leichten Schlaganfall. Die nachlassenden Kräfte machten die Übersiedlung in die Heimatdiözese nötig.

Kapelle nach dem Umbau 1967

Am 15. August 1980 kam auf Wunsch von Herrn Bischof Aufderbeck Schwester Birgitte, Schönstätter Marienschwester, nach Münchenbernsdorf um für die Gemeinde da zu sein. Die volle Verantwortung für die Seelsorgestelle lag beim Pfarrer von Weida.

Alles ging weiter wie bisher und solange der Pfarrer noch einen Kaplan hatte, konnte auch an jedem Wochenende (Sonntag oder Samstagabend) eine hl. Messe sein. Oft wurden jetzt Wortgottesdienste gehalten.

Ab 1981 gab es in Weida keinen Kaplan mehr und somit kam der Pfarrer nur noch an jedem 1. Samstag im Monat zu einer Vorabendmesse. Priester aus Nachbarpfarreien (Gera, Hermsdorf, Ronneburg, Triptis und Neustadt) halfen bereitwillig aus, so dass doch fast jedes Wochenende eine hl. Messe stattfinden konnte. (Aus Gera kamen Pfr. Hochmuth und Pfr. Glante, aus Ronneburg kam Pfr. Bock, aus Hermsdorf Pfr. Gebauer; Pfr. Bahmann aus Lusan übernahm den Gottesdienst in Niederpöllnitz, von Triptis aus half Pfr. Otto und von Neustadt Pfr. Kaspar).

Herr Pfarrer Kaspar übernahm den Gottesdienst an jedem 3. Sonntag. Allerdings zu einem späteren Zeitpunkt. Auch sein Nachfolger, Pfarrer Hoppe hielt an dieser Abmachung fest. 8 Priester waren für unsere Gemeinde tätig, so etwas kann keine Stadtpfarrei nachweisen.

Erst nach der "Wende’ und im 1. Jahr, da Pfarrer Franz die Gemeinde übernahm, blieben die Gastpriester aus.
Alle 14 Tage gab es nun eine Sonntagsmesse und dazwischen Wortgottesdienste.

Mit Herrn Pfarrer Hesse gab es wieder eine Änderung zu unserem Vorteil.
Es gelang, die Gemeinde Weida davon zu überzeugen, zu Gunsten der anderen Gottesdienststationen auf die zweite Sonntagsmesse zu verzichten.

Somit ist auf beiden Seelsorgestellen ein regelmäßiger Sonntagsgottesdienst möglich. Nach der Wende konnte die in ein Pfarrhaus mit Kapelle umgebaute Scheune nach gründlicher Bausanierung gekauft werden.

(Sr. M. Birgitte)